25.07. – 31.07.15
Bei Nikolai in
Moskau und 2 Tage in Kazan
Bis zum
Grenzübergang in Zilupe brauchen wir ´ne gute Stunde, sind dann gegen 11:00 Uhr vor Ort. Es sind nur wenige Autos, die Richtung Russland wollen, LKW`s umso mehr. Rutschen Stück für Stück vor und arbeiten uns durch 2 Kontrollen…doch an der letzten Zollstation ist Stopp angesagt – Mittagspause!...Die Dame hinter dem Schalter gibt mir zu verstehen, dass sie jetzt nicht arbeitet. So hat nur ein Schalter geöffnet und die Abfertigung dauert dementsprechend lange. Noch bevor wir zum Zuge am zweiten Schalter kommen, ist die Mittagspause der Grenzbeamtin beendet und sie widmet sich uns und unseren Papieren. Nach 2,5 Stunden haben wir auch das geschafft und dürfen russischen Boden „befahren“. Kein Schild,
Willkommensgruß o.a weist uns nach Passieren der Grenze darauf hin, dass wir
jetzt in Russland sind. Allein die Autokennzeichen lassen es erahnen.
Die Straße
(M 9) ist hin und wieder „uneben“, wir können nicht voll Speed fahren. So haben
wir noch gut 300 km bis Moskau, als die Nacht naht. Wir entscheiden uns für ein
Nachtlager 250 km vor Moskau. Versuchen noch, Nikolai, der uns heute in Moskau
erwartet, per SMS und Anruf bescheid zu geben – das Netz ist aber zu schwach….
Okay - dann
eben morgen neuer Versuch oder „Überraschungsbesuch“ :). Der Weg bis nach Moskau ohne
Probleme, finden auch den richtigen Ring nach dem 2. Anlauf (Moskau hat 4
Stadtringe). Etwas versteckt und früher nur Datschen-Siedlung scheinen wir auch
im richtigen Quadrat zu sein – nur nirgends ein Namensschild an den von hohen
Toren umgebenen Häusern???.. Und weit und breit niemand zu sehen…da endlich – nach
einigem Auf- und Abgehen ein Mensch…der
sich das Tor zur Nachbareinfahrt öffnet. Fragen ihn, ob wir hier richtig sind
und Nikolai S. kennt. Ja ja, wir sollen nur klingeln, was wir auch mehrmals tun.
Der große Hund jedenfalls hat uns sofort bemerkt. Da geh ich nicht ohne
Einladung rauf!!! Neeee… Es öffnet sich das Tor – Svetlana, Nikolais Mutter
sieht nach, wer denn jetzt „stört“. Denn schließlich haben sie uns
bereits gestern erwartet. Wir geben uns als die erwarteten Deutschen zu erkennen :) und erklären entschuldigend unsere
Verspätung – und wurden dann herzlich willkommen geheißen. Natürlich
standesgemäß für einen Russen – mit Wodka. Und der Brauch will es so, dass man
den 1. Wodka vor dem Essen und danach (oder währenddessen) die anderen 2
trinkt. Oh man, oh man….hoffentlich geht das gut. Nikolai selbst trinkt lieber
Kognak. Wieder wollten wir am nächsten Tag weiter, und dieses Mal war es nicht
der Abschieds- sondern der Willkommenstrunk, der uns zwang, noch einen Tag zu
bleiben.
Svetlana fand`s gut, denn sie war früher Deutsch-Lehrerin und
unterrichtete an der Universität. Sie freute sich sehr, endlich mal ein wenig
Deutsch zu reden und Gesellschaft zu haben. Denn Nikolai musste ja schließlich
arbeiten. So verbrachten wir noch einen gemütlichen Tag mit ihr, kochten
gemeinsam, frischten unsere Russisch-Kenntnisse mit Svetlana auf und nutzten
ebenso den Luxus des Wäschewaschens. Wir sagen nochmals herzlich Danke!! Für
diese unglaubliche Gastfreundschaft – denn schließlich kannten uns Nikolai und
seine Mutter gar nicht. Lediglich die E-mail-Kontakte zu Nikolai wegen der
Einladungen, die er uns fürs Visum besorgt hatte, waren hier der Zünder. Umso
schwerer fiel uns und Svetlana dann auch der Abschied – nach nur 2 Tagen hatten
wir 2 russische Freunde gewonnen. Doswidanja!...
Routenbesprechung.....ohne Wodka, auch wenn Gunnar gerade so guckt :) |
Deutsche kann er scheinbar doch leiden :) |
29.- 31.07.2015
Kazan
Wir fahren
weiter Richtung Osten, Moskau interessiert uns als Stadt nicht – auf
Großstadt-Feeling like Europa haben wir noch keine Lust. Brauchen für das
Verlassen des Moskauer Maxi-Ringes allerdings allein schon 1 Stunde. Auto an
Auto wälzt sich hier die Stadtautobahn entlang.
Nächstes Ziel soll Kazan sein – haben uns von Nikolai (ohne Wodka) noch die beste Fahrtroute und evtl. sehenswerte Städte on the way auf der Karte zeigen lassen. Auch Tipps zu Straßenverhältnissen können ja nicht schaden...:). Kommen auf der M7 nur mühsam
voran (viele Schlaglöcher und Baustellen) und die russischen Autofahrer zeigen
sich von ihrer wildesten Seite. Überholt wird da, wo gerade Platz ist - auch
rechts. Überholverbot wird komplett ignoriert, auch wenn`s bergan geht und zwei
durchgezogene Linien „gemalt“ sind, Riesenlöcher und Baustellen – das scheint
hier niemanden zu interessieren. Wir halten schön Sicherheitsabstand und fahren
artig hinterher, auch wenn`s so eher schleppend vorwärts geht. Puhhh….die Sonne
brannte mächtig und der Tag ist schon fast wieder zu Ende – und wir immer noch
nicht in Kazan. Also runter von der Schnellstraße, rein ins nächste D-orf (-örfchen).
Spähen vor einem Häuschen eine gerade Stellfläche aus und fragen den Besitzer,
ob wir über Nacht hier stehen dürfen. Erst etwas ungläubig, dann aber „Kaneschno!“...hatten
wir einen Stellplatz. Und Alexander (unser „Herbergsvater“) hatte sogar noch Stromanschluss
für uns.
Sitzen dann
später gemeinsam mit seiner herbeigerufenen Tochter nebst Ehemann in der
kleinen Küche des Hauses – und…. verweigern den Wodka. Stattdessen reichen wir
Alexander zwei kleine Fläschchen Kräuterlikör, die wir als Mitbringsel beihaben
– Alexander will seinen Augen nicht trauen…trinkt aber dann doch und kann den
ganzen Abend trotz lockeren Gespräches nicht verknusen, dass wir partout keinen
Wodka trinken wollen. Ein feines Stellplätzchen vor Alexander`s Haus |
Weiterfahrt am nächsten Morgen, aber erst "mussten" unsere Gastgeber sich auch auf unserem Auto verewigen. Erreichen dann Kazan am frühen Nachmittag.
Geradezu märchenhaft präsentiert sich die Hauptstadt der Republik Tatarstan mit ihren Minaretten, Moscheen und goldenen Zwiebeltürmchen: Kazan gilt als eine der schönsten Städte Russlands. Und da sie am Ostufer der Wolga liegt, nutzten wir die Gelegenheit, unser Lager ein wenig vor der Stadt direkt am Wasser aufzuschlagen. Hier tümmelten sich aufgrund der Hitze auch viele Kazaner nach Feierabend. So fühlten wir uns dort, wo wir uns "abgestellt" hatten, gut bewacht: vor dem Gelände eines Sportkomplexes.
Der dortige Hausmeister erzählte uns dann, dass es das Trainingszentrum für russische Skilangläufer und Biathleten ist, denn gleich hinter dem -schon in die Jahre gekommenen- Komplex befindet sich jede Menge Wald und hügeliges Gelände. Er selbst war auch mal Skilangläufer und zeigte uns gern, wie gelenkig er doch noch ist. Und bei all den Geschichten, die er Gunnar zum besten gab, erzählte er auch gern vom Buch und Film: "Vier Panzersoldaten und ein Hund". Na...ostdeutsche Männer??? Dämmert`s??...da hatten sich zwei gefunden!...:)
Besichtigten natürlich auch die wunderschöne multikulturelle Stadt, in der mehr als 100 Ethnien leben! U.a. sind auch die Nachfahren der Wolgadeutschen hier zu Hause und pflegen im "Deutschen Haus" ihre Sprache und Kultur. Und schließlich steht eine der größten Moscheen der Welt im Kreml von Kazan, das heute als Zentrum des Islams in Russland gilt. Die Teilrepublik Tatarstan ist eine der reichsten Regionen Russlands, Erdöl und Erdgas sei Dank. Auch der Flugzeugbau ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor durch die beiden Hersteller Kazan Aircraft Production (produziert für Tupolew) und Kazan Helicopters (Mil). Ein wirklich lohnenswerter Städtetrip!
Die ersten Ölpumpen kündigen sich an |
...Vier Panzersoldaten und ein Hund....:) |
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