Sonntag, 30. August 2015

Russland - wir kommen!...

 
25.07. – 31.07.15
Bei Nikolai in Moskau und 2 Tage in Kazan
Bis zum Grenzübergang in Zilupe brauchen wir ´ne gute Stunde, sind dann gegen 11:00 Uhr vor Ort. Es sind nur wenige Autos, die Richtung Russland wollen, LKW`s umso mehr. Rutschen Stück für Stück vor und arbeiten uns durch 2 Kontrollen…doch an der letzten Zollstation ist Stopp angesagt – Mittagspause!...Die Dame hinter dem Schalter gibt mir zu verstehen, dass sie jetzt nicht arbeitet. So hat nur ein Schalter geöffnet und die Abfertigung dauert dementsprechend lange. Noch bevor wir zum Zuge am zweiten Schalter kommen, ist die Mittagspause der Grenzbeamtin beendet und sie widmet sich uns und unseren Papieren. Nach 2,5 Stunden haben wir auch das geschafft und dürfen russischen Boden „befahren“. Kein Schild, Willkommensgruß o.a weist uns nach Passieren der Grenze darauf hin, dass wir jetzt in Russland sind. Allein die Autokennzeichen lassen es erahnen.
 
Grenzübergang Russland

Die Straße (M 9) ist hin und wieder „uneben“, wir können nicht voll Speed fahren. So haben wir noch gut 300 km bis Moskau, als die Nacht naht. Wir entscheiden uns für ein Nachtlager 250 km vor Moskau. Versuchen noch, Nikolai, der uns heute in Moskau erwartet, per SMS und Anruf bescheid zu geben – das Netz ist aber zu schwach….
Okay - dann eben morgen neuer Versuch oder „Überraschungsbesuch“ :). Der Weg bis nach Moskau ohne Probleme, finden auch den richtigen Ring nach dem 2. Anlauf (Moskau hat 4 Stadtringe). Etwas versteckt und früher nur Datschen-Siedlung scheinen wir auch im richtigen Quadrat zu sein – nur nirgends ein Namensschild an den von hohen Toren umgebenen Häusern???.. Und weit und breit niemand zu sehen…da endlich – nach einigem Auf-  und Abgehen ein Mensch…der sich das Tor zur Nachbareinfahrt öffnet. Fragen ihn, ob wir hier richtig sind und Nikolai S. kennt. Ja ja, wir sollen nur klingeln, was wir auch mehrmals tun. Der große Hund jedenfalls hat uns sofort bemerkt. Da geh ich nicht ohne Einladung rauf!!! Neeee… Es öffnet sich das Tor – Svetlana, Nikolais Mutter sieht nach, wer denn jetzt „stört“. Denn schließlich haben sie uns bereits gestern erwartet. Wir geben uns als die erwarteten Deutschen zu erkennen :) und erklären entschuldigend unsere Verspätung – und wurden dann herzlich willkommen geheißen. Natürlich standesgemäß für einen Russen – mit Wodka. Und der Brauch will es so, dass man den 1. Wodka vor dem Essen und danach (oder währenddessen) die anderen 2 trinkt. Oh man, oh man….hoffentlich geht das gut. Nikolai selbst trinkt lieber Kognak. Wieder wollten wir am nächsten Tag weiter, und dieses Mal war es nicht der Abschieds- sondern der Willkommenstrunk, der uns zwang, noch einen Tag zu bleiben.
Svetlana fand`s gut, denn sie war früher Deutsch-Lehrerin und unterrichtete an der Universität. Sie freute sich sehr, endlich mal ein wenig Deutsch zu reden und Gesellschaft zu haben. Denn Nikolai musste ja schließlich arbeiten. So verbrachten wir noch einen gemütlichen Tag mit ihr, kochten gemeinsam, frischten unsere Russisch-Kenntnisse mit Svetlana auf und nutzten ebenso den Luxus des Wäschewaschens. Wir sagen nochmals herzlich Danke!! Für diese unglaubliche Gastfreundschaft – denn schließlich kannten uns Nikolai und seine Mutter gar nicht. Lediglich die E-mail-Kontakte zu Nikolai wegen der Einladungen, die er uns fürs Visum besorgt hatte, waren hier der Zünder. Umso schwerer fiel uns und Svetlana dann auch der Abschied – nach nur 2 Tagen hatten wir 2 russische Freunde gewonnen. Doswidanja!...
 
Routenbesprechung.....ohne Wodka, auch wenn Gunnar gerade so guckt :)

Deutsche kann er scheinbar doch leiden :)

Vielen Dank! an Svetlana und Nikolai
 29.- 31.07.2015
Kazan

Wir fahren weiter Richtung Osten, Moskau interessiert uns als Stadt nicht – auf Großstadt-Feeling like Europa haben wir noch keine Lust. Brauchen für das Verlassen des Moskauer Maxi-Ringes allerdings allein schon 1 Stunde. Auto an Auto wälzt sich hier die Stadtautobahn entlang.

Nächstes Ziel soll Kazan sein – haben uns von Nikolai (ohne Wodka) noch die beste Fahrtroute und evtl. sehenswerte Städte on the way auf der Karte zeigen lassen. Auch Tipps zu Straßenverhältnissen können ja nicht schaden...:). Kommen auf der M7 nur mühsam voran (viele Schlaglöcher und Baustellen) und die russischen Autofahrer zeigen sich von ihrer wildesten Seite. Überholt wird da, wo gerade Platz ist - auch rechts. Überholverbot wird komplett ignoriert, auch wenn`s bergan geht und zwei durchgezogene Linien „gemalt“ sind, Riesenlöcher und Baustellen – das scheint hier niemanden zu interessieren. Wir halten schön Sicherheitsabstand und fahren artig hinterher, auch wenn`s so eher schleppend vorwärts geht. Puhhh….die Sonne brannte mächtig und der Tag ist schon fast wieder zu Ende – und wir immer noch nicht in Kazan. Also runter von der Schnellstraße, rein ins nächste D-orf (-örfchen).
Spähen vor einem Häuschen eine gerade Stellfläche aus und fragen den Besitzer, ob wir über Nacht hier stehen dürfen. Erst etwas ungläubig, dann aber „Kaneschno!“...hatten wir einen Stellplatz. Und Alexander (unser „Herbergsvater“) hatte sogar noch Stromanschluss für uns.
Sitzen dann später gemeinsam mit seiner herbeigerufenen Tochter nebst Ehemann in der kleinen Küche des Hauses – und…. verweigern den Wodka. Stattdessen reichen wir Alexander zwei kleine Fläschchen Kräuterlikör, die wir als Mitbringsel beihaben – Alexander will seinen Augen nicht trauen…trinkt aber dann doch und kann den ganzen Abend trotz lockeren Gespräches nicht verknusen, dass wir partout keinen Wodka trinken wollen.

Unser Wodka-Bedarf war gedeckt, hatten wir uns für die nächste Russland-Zeit geschworen :) 
Ein feines Stellplätzchen vor Alexander`s Haus

Weiterfahrt am nächsten Morgen, aber erst "mussten" unsere Gastgeber sich auch auf unserem Auto verewigen. Erreichen dann Kazan am frühen Nachmittag.
Geradezu märchenhaft präsentiert sich die Hauptstadt der Republik Tatarstan mit ihren Minaretten, Moscheen und goldenen Zwiebeltürmchen: Kazan gilt als eine der schönsten Städte Russlands. Und da sie am Ostufer der Wolga liegt, nutzten wir die Gelegenheit, unser Lager ein wenig vor der Stadt direkt am Wasser aufzuschlagen. Hier tümmelten sich aufgrund der Hitze auch viele Kazaner nach Feierabend. So fühlten wir uns dort, wo wir uns "abgestellt" hatten, gut bewacht: vor dem Gelände eines Sportkomplexes.
Der dortige Hausmeister erzählte uns dann, dass es das Trainingszentrum für russische Skilangläufer und Biathleten ist, denn gleich hinter dem -schon in die Jahre gekommenen- Komplex befindet sich jede Menge Wald und hügeliges Gelände. Er selbst war auch mal Skilangläufer und zeigte uns gern, wie gelenkig er doch noch ist. Und bei all den Geschichten, die er Gunnar zum besten gab, erzählte er auch gern vom Buch und Film: "Vier Panzersoldaten und ein Hund". Na...ostdeutsche Männer??? Dämmert`s??...da hatten sich zwei gefunden!...:)
Besichtigten natürlich auch die wunderschöne multikulturelle Stadt, in der mehr als 100 Ethnien leben! U.a. sind auch die Nachfahren der Wolgadeutschen hier zu Hause und pflegen im "Deutschen Haus" ihre Sprache und Kultur. Und schließlich steht eine der größten Moscheen der Welt im Kreml von Kazan, das heute als Zentrum des Islams in Russland gilt. Die Teilrepublik Tatarstan ist eine der reichsten Regionen Russlands, Erdöl und Erdgas sei Dank. Auch der Flugzeugbau ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor durch die beiden Hersteller Kazan Aircraft Production (produziert für Tupolew) und Kazan Helicopters (Mil). Ein wirklich lohnenswerter Städtetrip!


Die ersten Ölpumpen kündigen sich an


Die Kul-Scharif-Moschee

Kazan


In Kazan....ein "vergoldetes" Auto


  
...Vier Panzersoldaten und ein Hund....:)
Und neben all dem "Geplänkel" mit dem Hausmeister will Gunnar schnell mal unser Auto noch umsetzen, ein Stückchen näher an die "Turnhalle", damit der Hausmeister uns an die Steckdose legen kann.....und übersieht beim Zurücksetzen, dass hinter ihm ein russischer Kleinwagen steht! Autsch!!! - kurzer Knall.....unser Auto hat keine sehenden Schäden, aber der Honda hat jetzt 2 kleine Beulen im Kotflügel. So!....Nun ist guter Rat teuer! Flugs den Halter ausgemacht - ist der Fahrrad-Mechaniker, der in der Sporthalle eine kleine Werkstatt betreibt. Xорошо...... der spricht leider nur Russisch, war natürlich auch nicht begeistert, weil er das Auto angeblich auch erst gekauft hat (neu) :).  Mithilfe eines russischen Ärzte-Paares, das zufällig Zeuge des kleinen Crashs war und englisch konnte, haben wir die Situation dann auch meistern können. Da keiner genau wusste, wie gut die Zusammenarbeit von Polizei und Versicherung in Rus mit dt. Versicherung funktioniert, war der Halter einverstanden, dass wir ihm den kleinen Schaden (also geschätzte Reparatur) gleich bar bezahlen. Zu allem Unglück war es auch Freitagabend, 20:00 Uhr und auch eine russische Versicherung arbeitet da nicht mehr. Also flugs nochmal Geld geholt - umgerechnet gut 250 Euro und die Sache war erledigt. Puuh!!!...nochmal gut ausgegangen. Darauf schnell noch ein Bad in der Wolga, bevor wir am nächsten Tag wieder on the road sind......und das Duschen wieder eher "vernachlässigen" müssen.......

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