Montag, 31. August 2015

Unterwegs auf russischen Straßen

Über Izhevsk, Jekaterinburg, Tyumen bis Omsk nach Novosibirsk

Eishöhlen in Kungur

 
Endlose Birkenwälder, manchmal auch Mischwälder, viele viele Schotterpisten oder Straßenabschnitte, die gerade generalüberholt werden und somit Baustelle sind. Übernachten oftmals auf der "Автостоянка" - bewachte LKW-Rastplätze, die meist auch Essen und Dusche anbieten.   
 
 
Nicht luxuriös, aber immerhin. Manchmal auch nicht immer sauber - aber daran muss man sich gewöhnen, wenn man viele Kilometer auf der Straße unterwegs ist. So wie auch an die Toiletten (eigentlich zuviel gesagt), die immer aus einem Holzhäuschen mit 2 Holztrittflächen und einem Loch in der Mitte bestehen (und dementsprechend "einladend" aussehen). Eine echte Herausforderung! Ich bevorzuge dann meistens doch den Wald.:)....

Wir gelangen nach Kungur, das 1648 gegründet zu den ältesten Städten im Ural gehört. Hier befinden sich in der näheren Umgebung die Eishöhlen (Ledjannaja peschtschera), denen auch wir einen Besuch abstatten wollen. Eine willkommene Abwechslung zu der recht eintönigen, wenig Abwechslung bietenden Autofahrt und Temperaturen tagtäglich um die 30 Grad. 
 
 
 
Machen hier unsere erste 1-stündige Führung auf Russisch mit - ging ganz gut. Und wir mussten uns tatsächlich lange Sachen und Jacke überziehen, denn in der Eishöhle waren es Minus 5 Grad.
 
                                                          
 
                                                                
 
Weiter nach Osten.....
Jekaterinburg - Wo der Zar begraben liegt...

Wir haben bis hierher 4.140 Kilometer zurückgelegt. Ungefähr 50 km vor der Stadt muss die Europa-Asien-Grenze liegen (lt. Karte). Wir halten Ausschau, Nichts....nähern uns bereits der City.....und fahren fast drüberweg. Recht unscheinbar markiert dann eine Stahl-Marmor-Konstruktion mit 4m hohem Pfeil die Grenze. Wir schießen schnell noch ein paar Fotos auf genau der Grenze zwischen Europa und Asien......


 

  
 
.... und fahren, nun in Asien, nach Jekaterinburg. Trudeln hier nachmittags ein. Genehmigen uns einen kurzen Stadtrundgang in der Millionenstadt am Fluss Isset. Jekaterinburg ist ein Zentrum der Schmuckindustrie und hat historische Schlagzeilen gemacht: Hier wurden 1918 der letzte Zar Russlands, Nikolaus II., und seine Familie ermordet. Da wir sowieso nach einem Übernachtungsplatz suchen, entschließen wir uns, die eigens zu Ehren der Zarenfamilie erbaute Klosteranlage, 17 km am nordwestlichen Stadtrand gelegen, zu besuchen....und uns dort zu postieren. Leider ist der Tag schon wieder so fortgeschritten und J. so groß, dass wir uns etliche Male verfahren.....es dunkel wird und wir nach dem Weg fragen müssen. Wieder einmal nur nette, hilfsbereite Menschen. Natascha holt für uns sogar ihren Wagen aus der Garage und fährt bis zur eindeutigen Abbiegung vor.....Was für eine Gastfreundschaft!!! "Большое спасибо"...

Schlagen unser Nachtlager vor der Klosteranlage auf und sind am nächsten Morgen gleich die ersten Besucher. Sieben Holzkirchen stehen für die Mitglieder der Zarenfamilie - eine hübscher als die andere. Nach wie vor ranken sich um die Tat allerlei Mythen und viele offene Fragen. In die Grube sollen ihre sterblichen Überreste gebracht worden sein. Im Mittelpunkt steht die Grube 7, in der die Gebeine vermutlich verbrannt wurden. Überall Fotos und Informationstafeln, mit denen an die Zarenfamilie und an die Errichtung der Klosteranlage erinnert werden soll. "Ganina Jama" - so heisst die Anlage, wurde zum Pilgerziel der Verehrer der letzten Romanows.
"Verhüllung" ist in jeder Kirche Russlands angesagt :)


 
 
 

Unterwegs in Jekaterinburg

 



 
                                                         


Wir müssen weiter - der Baikal ist noch weit.....
Fahren weiter die E22/E30 entlang - über Tyumen nach Omsk - 550 Kilometer....und immer wieder Baustelle, löchrige Holperstraßen, endlose Waldabschnitte. Wir schaffen`s nicht an einem Tag, haben nach 400 Kilometern die Nase voll und biegen ab von der Schnellstraße --> Hahaha..."Schnellstraße".
 
 
Habe auf der Karte einen See gesichtet, bei Krutinka. Decken uns zuvor im Ort noch mit Naturalien ein und müssen, um abseits von der Straße und etwas ruhig zu stehen, einen Sandweg die Böschung hinab zum See. Geschafft - hat unser Auto super gemeistert. Und ausgerechnet in der Nacht regnete es kurze Zeit.....die Wege (Lehmboden) weichten dermaßen auf, wo sie einen Tag zuvor völlig ausgetrocknet aussahen. Wir jedenfalls kamen am nächsten Morgen nicht wieder hinauf, die Räder wollten einfach nicht haften. Ich also 3 Kilometer zurück in den Ort gelaufen und uns einen "Evakuator" (Abschleppdienst) organisiert. So kommen wir dann erst nachmittags los.....und abends in Omsk an.
 
Das Vorher .....
....Nachher-Bild....
 



Privatquartier in Omsk

Wieder LKW-Rastplatz, Lärm, Staub .....aber wenigstens Dusche und bewacht. Waren gerade dabei, unseren Schlafplatz herzurichten, tingelt ein junger Mann immer um unser Auto rum, bestaunt es mehrfach und spricht uns an. Er lädt uns ein, mit ihm in seine Wohnung zu fahren, dort zu übernachten, seine Frau würde sich sehr freuen und er ebenso, wir sollen doch bitte seine Gäste sein. Nach kurzer skeptischer Überlegung willigen wir ein, können schnell noch das Auto abschließen und steigen Hals über Kopf in das fremde Auto. Wowa, so der Name des jungen Mannes, fährt mit uns ca. 20 km in die Stadt. Mir wird immer mulmiger bei dem Gedanken, unser Auto so allein dort stehengelassen zu haben. Wowa beruhigt - er hätte dort einen kleinen Laden (verkauft Autoersatzteile) und hat dafür gesorgt, das ein Auge drauf geworfen wird......Na hoffentlich, denke ich bei mir.
 
Bei ihm zu Hause angekommen, erwartet uns seine Frau bereits. Natalja hat schon ein komplettes Menü gekocht. Wir lassen uns Suppe, Kartoffelauflauf und Salat schmecken. Wowa zeigt uns stolz seine 1-Zimmer-Wohnung mit Bad, Küche und Katze. Alles da - Dusche, Waschmaschine, Fernseher. Wowa besteht noch darauf, dass Gunnar seine Kleidung, die er am Leib trägt, in der WM wäscht und solange ein T-Shirt von ihm anzieht. Wir haben herzlich gelacht. Er erzählt uns von seinen Verwandten in Deutschland, seinen Erfahrungen in Dtl. und in Rus., seiner nach seinen Vorstellungen renovierten Wohnung. Natalja ist auch Lehrerin und so finden wir schnell Vertrauen zueinander, verbringen auch hier wieder einen gemütlichen Küchenabend. Letztendlich bestehen beide drauf, dass wir in ihrem Bett schlafen - da war nichts zu machen. Sie selbst haben dann vor dem Bett auf der Erde nur auf Decken gelegen......Was für eine Nacht! (die 3. Nacht nicht in unserem Auto).
         ......Undenkbar in Deutschland.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Novosibirsk
 
Die sibirische Straße hat uns wieder. "Düsen" die M51 bis nach Novosibirsk - 663 km. Die Baustellen reißen nicht ab, aber das kennen wir ja schon. Hin und wieder stehen auch hier auf der Schnellstraße noch Polizeiposten, wie die Abschnitte zuvor auch zahlreich. Bisher liefen unsere Kontrollen aber alle problemlos (3x gesamt). Wir sind immer die Strategie "Nicht verstehen" gefahren, und so blieb es meist bei einem "Здравствуйте! - Где ты и куда мы идем?" und "Gute Reise". Auffällig in Russland sind auch die extrem vielen mit Kunstblumen geschmückten Kreuze am Straßenrand für all die Verkehrstoten.....und das sind alle 2 Kilometer ein Kreuz! Nachdem wir das wilde, zum Teil rücksichtslose, riskante Fahren der russischen Autos zur Genüge beobachten konnten, wundert uns das weniger... bei der Fahrweise.
In Novosibirsk angekommen, stellen wir uns auf den Parkplatz, der am Ufer des Flusses "Ob" zu einem großen Vergnügungspark gehört. Somit ist dieser auch nachts bewacht und der "Schaschlik-Imbiss" nebenan stöpselt uns für unseren Kühlschrank und Licht an die Steckdose. Nutzen 2 Tage hier, um uns mal die Beine zu vertreten, unsere Essensvorräte aufzufüllen, nach Hause zu skypen und aufzutanken. Die Stadt an sich recht modern, aber bis auf ihre großen Kirchen (wie viele Städte unterwegs) nichts nennenswert Sehenswertes.....


 
 


Hochzeit in Novosibirsk

Somit Weiterfahrt durch die sibirische Taiga am 8. August 2015,  Richtung Krasnoyarsk.
 
Impressionen von unterwegs...
 
  
Unterschreiben nach Übernachtung auf LKW-Parkplatz: Die Zwei hatten noch nie Deutsche gesehen und waren völlig verzückt
 
 
Stellplatz an einer Gaststätte: Der Inhaber war Aserbaidschaner und sehr gastfreundlich
 
  
  
 
 
 
 
Darauf eien Riesenportion Pilze für umgerechnet 4,50 Euro, die unzählige Male kiloweise am Straßenrand angeboten wurden...