Sonntag, 18. Oktober 2015

Lada, Wolga, Lada, Wolga...und die Tücken der Flüsse und Wälder

Über Krasnoyarsk, Kansk, Tulun nach Irkutsk ... zum Baikal

Die russischen "Straßen" haben uns wieder. Unser Vehicle muss ganz schön was wegstecken - kilometerlange Abschnitte ohne Belag, nur Schottersteine und über die gesamte Breite nur Loch an Loch...so werden wir manchmal ordentlich durchgeschüttelt und unser Mobil leidet bestimmt schon an "Verschleißerkrankungen der Gelenke"...
Kommen dann doch irgendwann in Krasnojarsk an, der Stadt am Jenessei. Trauen uns hier auch eine unbewachte Nacht am Fluss zu, haben aber zuvor den Wächter der riesigen Staumauer zur Sicherheit befragt.
Alles gut, meinte der, warum solle man da nicht stehen dürfen??? - lachte er ganz verdutzt....Nun - ging gut, nur beim Abwaschen am nächsten Morgen in den eiskalten Fluten des Flusses hat mich dann die Hexe geschossen. Oh je.....konnte mich noch zum Auto zurück schleichen - dann musste Gunnar den Rest und auch die Folgetage für mich mitarbeiten :)..... Zu Hause bei Evi nach entsprechender Dosierung für Schmerzmittel gefragt und dann musste es irgendwie gehen. Auf sibirische Arztkonsultation war ich nicht scharf.....mit etwas Ruhe, langsamen Bewegungen  und gedopt mit Ibuprofen  renkte sich das Ganze nach 4 Tagen wieder ein. Puhhhh....Glück gehabt.

Kann mich wieder voll dem nicht abreißenden Verkehr widmen. Hier fahren noch extrem viele Lada-Ausführungen und der gute alte Wolga über die Straßen, als wäre die Zeit stehengeblieben....Manche Exemplare sind auch noch in echt gutem Zustand. Außer Lada und Wolga sichten wir außerdem die ersten 2 Reise-Jeeps mit ausländischem Kennzeichen - nach 3,5 Wochen!! - Wir dachten schon, nur wir sind so verrückt, sich dieses anzutun..:)

Und gleich 2 Tage später stehen wir an einem Rastplatz mit "охрана" und treffen Conni und Detlef aus Greuther Fürth. Die Zwei hatten richtig Pech mit ihrem Fiat Iveco und mussten nach 3 Wochen  Abenteuer (mit Gruppe unterwegs) die Heimreise antreten, weil sie permanent mit ihrem Mobil in der Werkstatt waren. Und als ob das nicht reichte, wurden ihnen zuvor auch noch von betrunkenen russischen Männern auf einem Parkplatz die Reifen zerstochen!...Na, Herzlichen Glückwunsch...dachte ich....und appellierte an unseren Schutzengel, den wir gleich nach unserer Abschiedsfeier in Deutschland ins Auto gehängt hatten (Danke den Spendern, Luise und Lars).

Jede Farbe verfügbar: Weiß, Blau, Schwarz...
Der Jenessei mit Staumauer
Vom "Wachmann" behütet schläft es sich besser :)

Irkutsk: nur noch 1400 km 

Viele viele Kilometer weiter - das Straßenbild ändert sich nicht viel. Hier und da ein paar Straßenstände, an denen alles Mögliche feil geboten wird. Sonst nur Wald, Wald, Wald und ab und zu mal `ne Tankstelle. An denen haben wir bis jetzt auch immer problemlos unseren Diesel nachfüllen können - zumeist an einer "LUKOil"- und bisher bereitet dieser keine Probleme, unseren extra gekauften Dieselfilter mussten wir noch nicht einmal einsetzen. Alles sauber, der Motor schnurrt....na wenigstens etwas.


Ein letzter Übernachtungsstopp - auf Kirchengelände. Auch hier nur nette hilfsbereite Menschen. Spielende neugierige Kinder, die Ehefrau pflegt den Garten. Der Mann, der uns den Stellplatz gewährt, in unserem Alter und in einen kompletten Tarnanzug gehüllt  - entpuppt sich am nächsten Tag als der hiesige Pope, in entsprechendem Gewand. Er kümmert sich um die Ortsgemeinde und um alle "Schäfchen" im Umkreis. Im Gespräch erzählt er, dass die Not ringsum groß ist. Seit Jahren haben viele Menschen keine Arbeit, wenige Perspektiven und Alkoholismus ist an der Tagesordnung. Mit seinem Glauben versucht er ein wenig Trost zu spenden und Halt zu geben.

  
Mit den guten Wünschen des Gottesdieners machen wir uns auf den Weg, weiter zum Baikalsee. Und erreichen am Nachmittag Irkutsk, wo wir uns nur kurz einen Überblick verschaffen wollen. Nach etwas mehr als 8.000 zurückgelegten Kilometern, knapp 4 Wochen, einigen "Überraschungen", kuriosen Begegnungen und tagelangen Fahrten auf meist holprigen, löchrigen Straßen planen wir eine kleine Auszeit am...

Baikalsee

Dafür nehmen wir nochmal  70 weitere Kilometer bis zum mit 1.642 Metern tiefsten und mit mehr als 25 Millionen Jahren ältesten Süßwassersee der Erde gern in Kauf. Unser "Erholungsort" heißt "Listvyanka", eine Siedlung städtischen Typs, nahe der Stelle, an der die Angara dem Baikalsee entfließt.
Sie hat knapp 2000 Einwohner und verdankt Ihren Namen  den vielen Lärchen, die in der Gegend wachsen. Finden hier einen Stellplatz auf einer total ebenen Rasenfläche auf dem Gelände des Hotels "Ersi" und schnaufen erstmal durch. Senden dank WiFi einen Gruß nach Hause, bringen Ordnung in unser "Home", waschen Wäsche....und staunen natürlich bei einem Spaziergang am Wasser über die gewaltige Größe des Baikals, immerhin über 31.000 km²! groß. Ziemlich gewaltig......

Gunnar kann sich noch nicht für ein Bad erwärmen, dafür besuchen wir den hiesigen Markt, wo es an jedem Stand auch den leckeren Fisch "Omul" aus dem See gibt.....geräuchert, gebraten, eingelegt oder roh.....je nach Geschmack. Gunnar probiert, ich muss passen und ziehe eine Gemüse-Fleisch-Pfanne mit Reis vor, die mir der junge Mann hinter dem Wok schmackhaft macht. Nicht ohne mich zu fragen, was ich denn für ein Auto fahre, als er hörte, woher ich komme. Als ich ihm erzähle, womit wir uns fortbewegen, winkt er ab und betont männlich stolz, dass er nur BMW fährt.....Und außerdem noch Mercedes gut findet...und sowieso auf die deutschen Autos schwört..Na dann...
Ich denke mir meinen Teil (denn der junge Kerl hinter der Pfanne sieht nicht gerade aus, als fährt er eines der teuersten Autos Deutschlands), und lasse mir mein Abendessen schmecken. 
 

 
 
Hotelinhaber Alexander und Ludmila boten uns 4 Tage Erholung auf ihrem Grundstück
Wollen noch auf die Insel "Olchon", von der immer geschwärmt wird und hier den Baikalsee genießen. Verabschieden uns von unseren Gastgebern und machen uns auf den Weg - ca. 270 Kilometer in nordöstliche Richtung. Man könnte ja meinen, das ist in 3 Stunden geschafft - aber nicht auf russischer "Straße" :). Ausschließlich löchrige Schotter- und Sandpisten, unebene Fahrbahn, aufgewühlter Sand sowie Rauch von ständigen Waldbränden,  der die Sicht erschwert, lassen uns mit 20 km/h schleichend vorankommen. 

Irgendwann sind wir auch an der Fähre zum Übersetzen, aber danach wird der Weg auch nicht besser. Nach 6 Stunden Durchschütteln haben wir genug. Steuern eine kleine Bucht kurz vor dem bekannten Ort Kushir an und beschließen, hier zu bleiben. Stehen hier direkt am Wasser, einsam für uns allein, ohne Trubel, ohne Touristen. Genießen die Ruhe am See und erholen uns von den Strapazen, einschließlich eingefangenem Durchfall, ganze 3 Tage, bevor wir die Rückfahrt aufs Festland nach Irkutsk antreten.
Nach wie vor wird unser Auto, wie so oft auf der Strecke, von anderen wegen seiner Aus-stattung bestaunt. Es scheint in Russland nicht gerade populär zu sein, mit Wohnmobil unterwegs zu sein - haben bisher auch nur vereinzelt Wohnwagen gesichtet.

Verbringen dann noch 3 Tage mit Sightseeing in Irkutsk. Sehr hübsche Stadt, lässt sich gut durchbummeln. Beschränken uns essenstechnisch dann vorsichtshalber doch wieder auf selbst Gekochtes und verzichten zunächst auf weitere Pelmenis, fleischgefüllte Piroggen und alles, was am Straßenstand feilgeboten wird, um unsere Weiterfahrt, wieder fit, in Richtung Ulan Ude, und somit Mongolei, fortzusetzen. Fahren um den Baikal südlich herum und nehmen zum Abschied noch einige erfrischende Bäder in den eiskalten Fluten. Gefühlt dürfte die Wassertemperatur nur schlappe 14 Grad betragen, aber eine betörende Weite und Klarheit des Sees lassen das schnell vergessen.
Auf geht`s ....in die Mongolei. 
Doswidanja, Russland!
 








Streifzug durch Irkutsk...







Den Baikal auf sich wirken lassen....

  
....und ab in die eisigen Fluten
 


In Ulan Ude - Hier fand gerade die WM im Bogenschießen statt...

Überall präsent...und in Ulan Ude Mega-groß -
eine der größten Lenin-Statuen in ganz Russland


DOSWIDANJA, RUSSLAND!



3 Kommentare:

  1. Viele vielen Lieben Dank für die Karte aus Wladi Wostok !!
    Ich habe mich riesig gefreut! Schön das es euch gut geht!!
    LG aus Neuruppin Susanne

    PS auf einem Bild hab ich sogar meine Adresse auf dem Bulli gefunden :D

    AntwortenLöschen
  2. Hallo ihr Weltenbummler ;)
    heute kam eure Karte aus Thailand an. Vielen vielen Dank.
    Schön das ihr wohl auf seit!

    Heute, passend zum morgigen Advent hat es geschneit, und es bleibt auch noch liegen :(

    LG Grüße aus Neuruppin Susanne

    AntwortenLöschen
  3. Hallo ihr zwei,
    gestern kam eure Vietnam-Karte an!!! COOOOOOOOL ;)
    Vielen vielen lieben Dank.

    LG aus Neuruppin Susanne

    AntwortenLöschen