Auch wenn es an der Grenze recht unübersichtlich zugeht, waren alle Formalitäten einschl. Zollkontrolle unseres Autos nach gut 2 Stunden erledigt. Nur kurze Verwirrung, als wir bei Ankommen auf mongolischer Seite mit dem Auto durch 2 mit angeblich Desinfektionsmittel getränkte Pfützen fahren mussten und die Zollbeamtin dafür von uns 2 Dollar haben wollte. Hatten aber dummerweise gerade keine Dollar parat und auch noch keine mongolischen Tugrik in der Tasche. Auf Zahlung mit russischen Rubeln oder mit Kreditkarte ließ sie sich nicht ein....Zum Glück war die nach uns durchfahrende mongolische Autofahrerin so hilfsbereit, uns ein 2 Euro-Stück, dass ich noch in der hintersten Ecke meines Portmonee fand, in Tugrik zu tauschen.....Fazit - Also am besten immer ein paar kleine Dollar-Scheine dabei haben - das vermeidet unnötige Komplikationen.
Gleich nach der Grenze zeigt sich landschaftlich das uns aus 2007 bereits bekannte Bild - unendliche Weite, sanft geschwungene Hügel, vereinzelt die ersten Jurten.
Der Inhalt war zolltechnisch nicht von Bedeutung - nur die Ausstattung des Autos schien interessant. |
Сайн байна уу, Mongolei!
Sämtliche klimatischen Bedingungen (Frost, langer Winter, kurzer heißer Sommer) hinterlassen auch hier ihre Spuren auf den Straßen. Diese haben sich scheinbar seit 2007 kaum verändert - zudem es nur sehr wenige asphaltierte gibt. So schlängeln wir uns gut 130 km im Slalom bis zur Abbiegung Richtung Erdenet, kurz hinter Darkhan. Der Kontrollposten hält uns an. Oh je...denken wir. Das kann ja jetzt spaßig werden, denn gewöhnlich sprechen die Mongolen weder Russisch noch Englisch. Da schmettert uns ein deutsches "Guten Tag" entgegen. Große Erleichterung, auch als sich rausstellt, dass wir nicht etwa wegen irgendeines Verstoßes angehalten wurden. Nein - der nette Polizist sah unser Auto, das deutsche Kennzeichen, und hatte einfach mal Lust auf ein kleines Schwätzchen - auf deutsch! Er hat ein paar Jahre in Deutschland verbracht, wo jetzt noch seine Ex-Frau und seine Tochter leben. Hat dann auch gleich seine Mobilfunknummer auf dem Auto hinterlassen, für den Fall, dass wir in der Mongolei mal seine Hilfe benötigen. Cooler Typ!...
Er wollte endlich mal wieder deutsch plaudern...
Auf dem Weg zur mongolischen Familie
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Nach weiteren 2 Stunden und 60 Kilometern westwärts sind wir am "Orkhon Gol", an der Stelle, an der wir uns vor 8 Jahren nach einer 14-tägigen Paddeltour auf diesem Fluss haben abholen lassen....Und sind als erstes enttäuscht, wie viele Berge von Müll hier überall liegen. Eigentlich sonst sehr schönes Fleckchen - mit Bäumen, grünen Flächen und ringsum viele Viehherden - wenn nicht der ganze weit verstreute Müll die Freude trüben würde...Trotzdem bleiben wir, schlagen unser Nachlager hier auf, denn es wird dunkel.
Machen uns am nächsten Tag wieder auf die Strecke - wollen die mongolische Familie besuchen, bei der wir 2007 einen Paddelstopp einlegten und, überwältigt von der Gastfreundschaft, übernachtet haben. Bis Bulgan ist die Straße gewohnt löchrig, aber noch mit Asphalt versehen. Ab Bulgan südwärts dann nur noch Sandwege oder das, was von einer einstigen Straße übrig blieb.
1. Übernachtung an genau der Stelle, an der wir vor 8 Jahren mit unserem Boot ankamen... |
Erreichen am Nachmittag das 300-Seelen-Dorf "Orkhon" - Jaaaa, ganz richtig.....Hier in der Mongolei heißt Vieles so... eingeschlossen mehrere Orte und Flüsse.
Finden aber dennoch das richtige Dörfchen und nach kurzem Rumkurven vor den hohen Bretterzäunen doch tatsächlich auch das richtige Grundstück. Katja kommt auf uns zu. Gunnar erkennt sie nicht, aber mich, nachdem ich aus dem Auto steige, sofort! - nach ganzen 8 Jahren!! Katja kann es kaum fassen und ringt mit den Tränen! Herzlichst werden wir aufs Neue in ihr kleines Heim eingeladen. Genna, ihr Mann, ist noch beim Angeln, müsse aber bald kommen....Als Genna nach Hause kommt und uns Überraschungsgäste erkennt, gibt es kein Halten mehr. Natürlich "müssen" wir über Nacht bleiben, was wir sehr gern tun. Sitzen dann beisammen, essen, trinken, schwelgen bis weit nach Mitternacht in Erinnerungen und schwatzen über die vergangene und aktuelle Zeit, die Familien, die Arbeit, das Leben in der Mongolei und in Deutschland....Haben einen phantastisch schönen Abend, einer unserer bisher schönsten - mit einem erfrischenden Bad im Fluss und Wodka aus einem Porzellan-Polizisten :). Tauschen nochmal sämtliche Kontaktadressen und Telefonnummern aus und schwören uns beim sehr emotionalen Abschied, dass es diesmal keine 8 Jahre bis zum Wiedersehen dauert!!...Wir fahren, sehr glücklich und traurig zugleich, weiter - Katja und Genna in unseren Herzen....
Wir haben das Grundstück gefunden....Wow! |
Ein unvergesslicher Abend bei Katja und ihrer Familie |
Natürlich wurde unser Auto inkl. Inhalt gründlich inspiziert |
Katja, Genna und Fjodor, der jüngste Sohn. Das Enkelkind halte ich auf dem Arm. Das Mädchen - ein Nachbarskind.
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...nach Ulaan Baatar |
Unser nächstes Ziel hier soll dann auch schon Ulaan Baatar, die Hauptstadt sein. Wir entschließen uns, nicht den gekommenen Weg wieder zurück, sondern die Süd-Ost-Strecke, Off-Road, zu nehmen. Sanft geschwungene Berge soweit das Auge reicht, einsame Stellplätze, hier und da mal ein paar Nomaden mit ihren Jurten und Viehherden und eine sehr wohltuende Stille begleiten uns. Aber auch unendlich viel Steppensand, der sich seinen Weg durch jede Ritze des Autos bahnt, gleißende Hitze und überall Tonnen von umherliegendem Müll.
Die Landschaft der Mongolei hat nach wie vor etwas Faszinierendes an sich, aber über das Gebaren der Mongolen, kein Fleckchen ihrer unberührten Natur müllfrei zu hinterlassen, sind wir sehr entsetzt. Durchqueren an 2 Tagen die Steppenlandschaft, fahren kreuz und manchmal quer, müssen durch ein ausgetrocknetes Flussbett und finden nur dank GPS so einigermaßen den richtigen Weg in die Hauptstadt. Sich hier zu verfahren wäre kein Kunststück, kostet dann jede Menge Zeit und kann vor allem auch mal brenzlig werden, wenn einem z.B. der Wasservorrat ausgeht. Gott sei Dank erreichen wir irgendwann wieder asphaltierte Straße, die uns direkt in die City führt. Aber bereits an den Toren der Stadt heißt es Stopp and Go. Jeder fährt, wie er gerade dazwischen passt und der Größere hat sowieso Vorfahrt. Wir machen einmal dicke Backen und kämpfen uns irgendwie Stunden später bis zum Camp "OASIS" durch (www.guesthouse-oasis.mn).
Im Camp "OASIS" angekommen, gönnen wir uns erstmal ein Stück Käsekuchen und einen Eiskaffee - genau richtig bei dieser Hitze...
Hier tummeln sich sämtliche Traveller mit ihren Reise-Vehicles. Franzosen, Schweizer, Holländer, Deutsche, Brasilianer, Koreaner - entsprechend mit Motorbike, Landrover, VW-Mobilen oder aber auch MAN-LKW - alles dabei. Hier werden Neuigkeiten zu Routen, Beschaffenheit der Straßen, Gepflogenheiten bei Grenzübertritten und andere hilfreiche Stories ausgetauscht. Manche warten auch einfach, bis die Zeit der Abreise da ist, um in Gruppe und mit Hilfe einer chinesischen Agentur nach China einzureisen und dort gemeinsam mit einem chinesischen Guide das Land zu "entdecken".
Auch wir holen Informationen hierzu von verschiedenen Reisenden ein. Versuchen noch mithilfe von Jens, einem Hamburger, in dessen Gruppe reinzurutschen, die Mitte September die Grenze überqueren will. Leider meldet uns die chinesische Agentur um Mrs. Spring zurück, dass es zum Besorgen aller nötigen Unterlagen, z.B. für die Erlangung des chinesischen Führerscheins, bis zum Übertritts-Termin von Jens` Gruppe zu spät sei. Wir könnten aber Mitte Oktober und zu einem Preis von umgerechnet ca. 4.500 Dollar China bereisen - natürlich nur mit gestelltem Guide.....Ist ja glatt ein "Schnäppchen"...:)
Wir überlegen, überlegen... und schlafen nochmal drüber...Überlegen auch noch einige andere Varianten für die Einreise und grübeln......wie wir es am besten anstellen könnten, ohne dass der Aufwand so enorm hoch und die Papierbeschaffung so unverschämt teuer wird. Lassen uns hierfür 1 Woche Zeit, in der wir 2-3 mal in die verstopfte City fahren - mit dem Bus super schnell und super günstig. Machen nochmal kleine Sightseeing-Tour durch die Stadt, in der es nicht wirklich viel zu sehen gibt: Ohnehin macht Ulaan Baatar nicht gerade einen einladenden Eindruck. So verbringen wir die meisten Tage im Camp, befreien uns und unser Mobil mehrmals von der enorm dicken Sandschicht, putzen innen so gut es geht, um alles wieder benutzen zu können, relaxen, recherchieren und planen unsere Weiterreise.
Nach einer Woche Aufenthalt in Ulaan Baatar steht fest: Wir fahren nicht in Eigenregie über die chinesische Grenze, gehen also kein Risiko ein, und bezahlen (vorerst) nicht für eine Reiseagentur und einen Guide, den wir dann 24 Stunden an der Backe hätten, der uns nur die Ziele und Landstriche sehen lässt, die zuvor abgenickt wurden und uns so jegliches Gefühl von freiem Reisen nehmen würde. - Nein, Danke.
Wir fahren zurück nach Russland, durch ganz Sibirien bis nach Wladiwostok und wollen versuchen, entweder von hier aus in Eigenregie nach China einzureisen (o. doch vielleicht auch mit Agentur und anderen China-Reisewilligen?), oder aber unser Auto dann doch gleich Richtung Thailand/Malaysia oder nach Kambodscha zu verschiffen.... Dank unseres Jahresvisums für Russland mit mehrmaliger Einreise scheint uns das zunächst die bessere Option.... --> Danke, Birgit!. Danke, Nikolai! :)
Somit verabschieden wir uns nach 2 Wochen Mongolei auch schon wieder. Weitere Abenteuer im Land der Jurten und noch mehr Off-Road-Erfahrungen ersparen wir uns und unserem Auto lieber. Schließlich müssen wir (zu dritt) auch noch viele gemeinsame Monate durchhalten. Somit machen wir uns auf den Weg zurück zur mongolisch-russischen Grenze - mit etwas Wehmut, wenn wir an Genna und seine Familie denken, aber auch mit großer Enttäuschung über das fehlende Bewusstsein zum behutsamen Umgang mit dieser wunderbaren Natur.
Impressionen vom Stadtbummel...
Wir ziehen weiter - wie die Nomaden :)...zurück nach Russland